Miriam (SK), 43, copy editor/translator, Klosterneuburg/Austria

19/06/2020

"It won't be that bad, a flu at most, we thought."

The whole of 2020 should bring some changes to my life, should be exciting, especially professionally. My decision was made: Before I would take on new tasks in broadcasting, where I have been working for many years, I wanted to do a distance study course in journalism. It was all so well planned! The mornings would be dedicated to work and study, as it is so nice and quiet at home. Who knew?! The "Chinese" virus was far away we thought.
I started studying on March 1st. Full of optimism, strength and plans. And then life just happened. On the second day of my studies, child No. 1 got sick. It took a week, and we managed. My daughter got well, I made progress, but so did the distant virus. It won't be that bad, a flu at most, we thought.

On the 8th day of my studies, child 2 fell ill. And while we were working on recovery at home, the Slovak schools and kindergartens suddenly closed. I was still shaking my head about that and discussing with friends whether such a radical step was really necessary. Not really, we thought.

Then, in the middle of March, the toilet paper disappeared from the shelves, followed by canned beans and pasta. The schools in Austria were closed two days later. It was getting serious, we knew.

In retrospect, although we were caught off guard and surprised by the government's rapid pace, it was the only way to gain some time and control over the unknown and surreal situation. And even if I personally could not agree with all measures taken and with the way of communicating them, I am glad and grateful that action was taken so quickly.

My husband also suddenly started working from home in mid-March. He set up an old computer for the children and prepared it for home learning. A makeshift desk was set up in my office. The main part of home-schooling happened in the mornings, the rest was done in the afternoons. We tried to squeeze in many nice projects to clear our minds. Collages and greeting cards were made, I endlessly sewed mouth-and-nose protection, we cooked, baked, walked in the woods or by the Danube. Since we are lucky enough to have a garden, the children spent a lot of time outdoors in the sun with the chickens. We also phoned the grandmas and grandpas in Germany and Slovakia almost every day to make sure they were fine. We filled the evenings with even more board games than usual, from time to time watching a film together. My regular work also continued for me, I studied and wrote whenever I could. I had to do without some exciting trainings that had been scheduled, but I will certainly be able to do them some other time.

We were challenged daily by the technical pitfalls of home learning. The worst thing I felt, however, was the uncertainty. I was torn between the confidence that everything would be fine and the deep fear that paralyzed me, that my children would get sick, that we could not take care of them, that something would happen to my parents and that I would not be allowed to drive across the border and help. But I felt confident more often than not.

April should have been a wonderful and unusually active month. We had to cancel a trip to Barcelona to visit our dear friends, as well as a long-planned family celebration in Germany. And we also had to give up having Grandma and Grandpa over at Easter. All of that was what we missed most: Our loved ones, whom we haven't seen in a while. Our friends with whom we like to eat and laugh. A hug, spontaneous meetings, dancing.

For us, this unusual time remains the one in which we have moved closer together. In which there were fewer planes in the sky and cars on the street, and in which the air became noticeably cleaner. In which we lived without appointments, did not look at the calendar for weeks. In which it became clear what really mattered and in which we became even more aware of what a privileged life we actually lead.

Das ganze Jahr 2020 sollte einige Änderungen in mein Leben bringen, sollte aufregend werden, vor allem beruflich. Mein Entschluss stand fest. Bevor ich neue Aufgaben im Rundfunk, wo ich seit Jahren arbeite, übernehmen würde, wollte ich ein kurzes Fernstudium in Journalismus absolvieren. Gut geplant, die Vormittage wird gearbeitet und dazu gelernt, da ist es so schön ruhig zu Hause. Who knew?! Das "chinesische" Virus war weit weg, dachten wir.

Angefangen zu lernen habe ich am 1.3. Optimistisch, voll Kraft und Pläne. Und dann kam das Leben dazwischen. Am zweiten Tag meiner Lernreise ist das Kind Nr.1 krank geworden. Die Woche haben wir gut geschaukelt. Meine Tochter wurde gesund, ich kam voran, das ferne Virus allerdings auch. Wird schon nicht so schlimm sein, eine Grippe quasi, dachten wir.

Am Tag 8 war Kind Nr.2 dran. Und während wir an der Genesung zu Hause gearbeitet haben, haben plötzlich die slowakischen Schulen und Kindergärten zugesperrt. Ich diskutierte noch kopfschüttelnd mit Freundinnen, ob so ein radikaler Schritt wirklich notwendig sei. Eigentlich nicht, dachten wir.

Dann, in den Tagen Mitte März verschwand das Klopapier aus den Regalen, gefolgt von Dosenbohnen und Nudeln. Zwei Tage später waren die Schulen auch in Österreich zu. Es wird ernst, wussten wir.

Obwohl uns dieses rasante Vorgehen der Regierung unvorbereitet getroffen und überrascht hat, war das rückblickend meiner Meinung nach der einzig richtige Weg, etwas Zeit und Kontrolle über die unbekannte und surreale Situation zu gewinnen. Und auch wenn ich persönlich nicht mit allen Maßnahmen und mit der Art diese zu kommunizieren, einverstanden sein konnte, bin ich froh und dankbar, dass so schnell gehandelt wurde.

Auch mein Mann arbeitete ab Mitte März plötzlich von zu Hause aus. Er hat einen alten Computer für die Kinder aufgepeppt und fürs Home-Learning vorbereitet. Ein provisorischer Schreibtisch wurde in meinem Büro eingerichtet. Gelernt wurde vor allem am Vormittagen, an den Nachmittagen wurden die Reste erledigt. Wir versuchten viele nette Projekte reinzuschieben, um den Kopf frei zu bekommen. Es entstanden Collagen, Grußkarten, ich nähte Mund-Nasen-Schutz ohne Ende, wir kochten, backten, spazierten in den Wäldern oder bei der Donau. Da wir das Glück haben, einen Garten zu besitzen, waren die Kinder viel draußen in der Sonne, bei den Hühnern. Auch haben wir beinahe täglich mit den Omas und Opas in Deutschland und der Slowakei telefoniert, um sicher zu gehen, dass es ihnen gut geht. Die Abende haben wir mit noch mehr Gesellschaftsspielen gefüllt als sonst, ab und zu einen Film zusammen angeschaut. Für mich ging außerdem meine reguläre Arbeit weiter, ich lernte und schrieb wann immer ich konnte. Ich musste auf einige spannende Schulungen verzichten, diese lassen sich aber sicher mal nachholen.

Täglich herausgefordert wurden wir durch die technischen Tücken des Home-Learnings. Am Allerschlimmsten aber habe ich die Unsicherheit empfunden. Die Zustände zwischen Zuversicht, dass alles gut wird und der tiefen Angst, die mich gelähmt hat, dass meine Kindern krank werden, dass wir nicht für sie sorgen werden können, dass meinen Eltern was passiert und ich nicht über die Grenze fahren und helfen darf. Die Zuversicht aber spürte ich häufiger.

Eigentlich hätte der April ein wunderschöner und ungewohnt aktiver Monat werden sollen. Eine Reise nach Barcelona um unsere lieben Freunde zu besuchen, mussten wir absagen, genauso wie eine langgeplante Familienfeier in Deutschland. Und auf den Besuch von Oma und Opa über Ostern mussten wir auch verzichten. Das alles war es, was wir am meisten vermisst haben: Unsere Lieben, die wir länger nicht mehr gesehen haben. Unsere Freunde, mit denen wir gerne essen und lachen. Eine Umarmung, spontane Treffen, tanzen gehen.

Diese ungewöhnliche Zeit bleibt für uns die, in der wir noch näher zusammengerückt sind. In der weniger Flugzeuge am Himmel und Autos auf der Straße zu sehen waren und in der die Luft spürbar reiner wurde. In der wir ohne Termine lebten, den Kalender wochenlang nicht angeschaut haben. In der deutlich wurde, was wirklich von Bedeutung ist und in der uns noch bewusster wurde, was für ein privilegiertes Leben wir eigentlich führen dürfen.