Julia (DE), 25, International Business Student, Barcelona/Spain

29/06/2020

"I had already experienced the whole thing in China in January, so I was less surprised or shocked."

Before diving straight into the matter, I would like to say a few words about my background. I am studying "International Business" and have chosen a global focus. Therefore, parts of my course took place in America, China and Europe (Spain). That sounds like a great opportunity, but not necessarily with COVID19. When I came to Spain in early March and the numbers in Germany as well as in other European countries had been rising sharply, I felt that it was only a matter of time until there would also be a lockdown in Spain. I had already experienced the whole thing in China in January, so I was pretty relaxed about it compared to many of my friends and was less surprised or shocked. Of course, I did not find the situation to be great, especially because I had been looking forward to an exciting time in Barcelona after China had already been so different to what I had expected. But since there are always things that you can't change, you have to make the best of it. This is certainly my greatest learning from that time.

I think without strict rules it would have been very difficult to contain the virus. The Spaniards are very sociable, many social activities take place out on the street. Of course, this means that the virus spreads much faster. However, I think that some things could have been handled better. For example, they could at least have let the children go out every now and then (there could have been conditions such as only children of a certain age or name starting with a certain letter out at the same time) or allowed for individual sports such as jogging alone.

My days in quarantine were different. Although at the beginning I was able to cope with having hardly any plans other than online lectures, and I enjoyed having a film-and-wine-evening for myself, the whole thing changed after a week. It quickly got boring, and cooking, shopping, cleaning, or doing sports became the highlights of my life. I also slept more than I had in years because there was hardly any reason to get up early. Since my course was composed of students from three different continents and many had returned to their home countries, we only had a lecture at 2 p.m. After 2-3 weeks we started playing games online, skyped and had a great time that way. I also took up painting and somehow tried to have a good time. The few people staying in the student dormitory certainly became really close and I would say that I have a new small family now. Otherwise I learned to do sports on a 2x1 meter surface, which greatly reduces the excuse for doing sports in the future!

What I missed the most was spending time with friends and getting to know Barcelona better as a city - that is, tapas, bars, walking around, etc. Because of my young age, I had little fear for my health. Economic and social fears were also less severe, because I thought that the virus would be over at some point. But of course, the situation was not nice.

What was the biggest challenge for me? A good, but difficult question. Probably to stay motivated. I took out a loan for my studies and always thought it was worth the investment and I would go on to find a good job after I finished my studies. Now, however, not only did I have less typical experience from China and Spain but also less rosy job prospects because most companies wanted to wait with hiring. Either there were no jobs at all or the start date has been postponed to 2012 at the earliest. So it was very difficult to find a job. In particular, finding the job that you really want to do and that is not just an alternative or a bridge position.

But what I have learned is to always see the positive side of things and not to feel too sorry for myself. As bad as the situation was, I can count myself lucky that none of my relatives died from the virus. Although many plans fell through, that I, as well as friends and family, had been looking forward to, it could have been worse. When I consider that my grandparents witnessed the war, I can only say that I am lucky to have only seen one virus so far - because it will pass.

To be honest, I think the world will be back in pre-COVID19 time in a few months. Social distancing and hygiene measures will be held up in the next few weeks, but not much will change. Perhaps a few hygienic measures will be introduced, e.g. hand disinfectants to be provided at major events.

As for my own plans - what, plans? I said goodbye to something like that. I planned so much for this year that I had to cancel yet again. Therefore, I currently live with a planning horizon of a maximum of one week, and I am always prepared for the situation that the plans will not work out. In the long term, however, it is my goal to find my dream job and simply be back to normal, being able to travel and spending my time with offline friends.

Bevor ich "in medias res" gehe, möchte ich kurz etwas zu meinem Hintergrund sagen. Ich studiere "International Business" und habe einen sehr globalen Studiengang gewählt. Teile fanden daher in Amerika, China und Europa (Spanien) statt. Das klingt zwar nach einem klasse Studiengang, allerdings nicht unbedingt mit COVID19. Als ich Anfang März nach Spanien gekommen bin, und die Zahlen sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern stark angestiegen sind, war es für mich persönlich nur eine Frage der Zeit, wann es auch in Spanien soweit sein wird, dass es zu einem Lockdown kommt. Ich habe das Ganze bereits im Januar in China erlebt, von daher bin ich damit im Vergleich zu vielen meiner Freunde ziemlich "relaxed" umgegangen und war weniger überrascht oder geschockt. Schön fand ich die Situation natürlich nicht, vor allem weil ich mich auf eine spannende Zeit in Barcelona gefreut hatte, nachdem China schon anders als gedacht war. Aber manche Dinge kann man eben nicht ändern und man muss das Beste draus machen. Das ist sicherlich auch mein größtes Learning von der Zeit.

Ich denke ohne strikte Regeln wäre es sehr schwer geworden den Virus einzudämmen. Die Spanier sind sehr gesellig, viele soziale Aktivitäten finden auf der Straße statt. Das führt natürlich dazu, dass sich der Virus deutlich schneller ausbreitet. Allerdings denke ich, dass man mit einigen Dingen noch besser hätte umgehen können. Beispielsweise hätte man zumindest ab und an die Kinder auf die Straße lassen können (und wenn unter Auflagen wie nur Kinder in dem und dem Alter, oder mit dem und dem Anfangsbuchstaben) oder individuellen Sport, wie alleine Joggen gehen, erlauben können.

Meine Tage während der Quarantäne waren anders. Obwohl ich am Anfang noch damit zurechtkam, kaum noch Pläne außer online Vorlesungen zu haben, und auch mal die Zeit genossen habe, einen Film-Wein-Abend für mich allein zu haben, hat sich das Ganze nach einer Woche geändert. Schnell wurde es langweilig, und Kochen, Einkaufen, Putzen oder Sport wurden zum Highlight meines Lebens. Außerdem habe ich so viel geschlafen wie seit Jahren nicht mehr, weil es einfach kaum einen Grund gab, früh aufzustehen. Da mein Studiengang aus Studenten aus drei unterschiedlichen Kontinenten zusammengesetzt war und viele in ihre Heimatländer zurückgegangen sind, hatten wir erst um 14 Uhr Vorlesung. Nach 2-3 Wochen haben wir dann vermehrt online Spiele gespielt, geskyped und uns so eine schöne Zeit gemacht. Auch habe ich mein Maltalent ausgelebt und mir irgendwie versucht, die Zeit angenehm zu gestalten. Die Zeit mit den wenigen Leuten im Studentenwohnheim hat uns sicher alle zusammengeschweißt und ich würde sagen, dass ich eine neue kleine Familie bekommen habe. Ansonsten habe ich gelernt, mich auf einer 2x1 Meter großen Fläche sportlich zu betätigten, was die Ausreden für Sport stark reduziert.

Am meisten habe ich vermisst, Zeit mit Freunden zu verbringen und Barcelona als Stadt näher kennenzulernen - sprich Tapas, Bars, Spazieren gehen etc. Aufgrund meines jungen Alters hatte ich wenig gesundheitliche Ängste. Auch wirtschaftliche und soziale Ängste waren eher geringer ausgeprägt, weil ich mir dachte, irgendwann wird der Virus schon vorbei sein. Schön war die Situation aber natürlich nicht.

Was war für mich die größte Herausforderung? Eine gute aber zugleich schwere Frage. Wahrscheinlich motiviert zu bleiben. Ich habe für mein Studium einen Kredit aufgenommen und immer gedacht, es ist die Investition wert und ich werde nach dem ¾ Studium einen guten Job finden. Nun hatte ich nicht nur weniger typische Erfahrung aus China und Spanien sondern auch weniger rosige Job-Aussichten, da die meisten Unternehmen mit Einstellungen warten wollten. Entweder gab es keine Stellen oder den Starttermin wurde auf frühestens 2021 datiert. Es war also sehr schwer einen Job zu finden. Insbesondere den Job zu finden, den man wirklich machen möchte und der nicht nur eine Alternative oder Überbrückung ist.

Ich habe aber gelernt, immer das Positive zu sehen und mich nicht im Selbstmitleid zu verlieren. So schlimm die Situation war, so kann ich mich doch glücklich schätzen, dass keiner meiner Angehörigen an dem Virus verstorben ist. Auch wenn natürlich viele Pläne flach gefallen sind, auf die ich mich, aber auch meine Freunde und Bekannten, sehr gefreut haben, so hätte es doch schlimmer kommen können. Wenn ich bedenke, dass meine Großeltern den Krieg miterlebt haben, kann ich nur sagen, dass ich mich glücklich schätzen kann, bisher nur einen Virus erlebt zu haben - denn der geht vorüber.

Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass die Welt in wenigen Monaten-Jahren wieder zurück zur Pre-COVID19 Zeit zurückfinden wird. Zwar wird man in den nächsten Wochen noch Social Distancing und Hygienemaßnahmen hochhalten, aber viel verändern wird sich wohl nicht. Vielleicht werden allerdings ein paar hygienische Maßnahmen eingeführt, e.g. bei Großveranstaltungen Handdesinfektionsmittel zur Verfügung gestellt.

Was meine eigenen Pläne anbelangt - also, Pläne? Von sowas habe ich mich erstmal verabschiedet. Zu viel habe ich für dieses Jahr geplant und doch wieder absagen müssen. Von daher lebe ich derzeit mit einem Planungshorizont von maximal einer Woche, wobei ich jederzeit darauf eingestellt bin, dass die Pläne doch nichts werden. Langfristig ist es aber mein Ziel meinen Traumjob zu finden und einfach wieder Normalität zu haben, verreisen zu können und meine Zeit mit offline Freunden zu verbringen.